Der etwas andere Valentinstag
Auf Paros kam unsere Auffangstation an ihre Grenzen und verhängte
Aufnahmestopp. Wir hatten 10 neue Hundebesitzer, die schon sehnsüchtig auf Ihren Familienzuwachs warteten, einen kleinen Notfallhund, der dringend medizinische Versorgung brauchte und unsere
Pflegestellen waren aufnahmebereit. Leider war wieder einmal kein Flugpate in Sicht. Deshalb beschlossen wir kurzfristig, wieder selber zu fliegen. Petra aus Landshut, auch als
„Antiparospetra“ bekannt, die selber jahrelang ein Haus auf Antiparos und auch schon längere Zeit vor Ort gelebt hatte, erklärte sich bereit, mit mir zu fliegen.
Am Morgen des nebeligen Valentinstags war es dann soweit. Mit der ersten Maschine um 8.50 Uhr ging es mit 60 kg schweren, aber leeren Hundeboxen und 10 kg Geschenken für Tier und Mensch ab
nach Athen. Wir hatten diesmal noch einen besonderen Auftrag! Die letzten vorhandenen Hundeboxen auf Paros wurden für unseren Transport benötigt und es mussten so schnell wie möglich
Leerboxen auf die Insel. Cris, eine Frau aus Duisburg, die für eine Woche zu Sabine nach Tripiti geflogen war, um ihr vor Ort zu helfen, hatte sich bereit erklärt, für uns am
übernächsten Tag über München als Flugpatin zurück zu fliegen. Aber keine Boxen vor Ort!!! Deshalb mussten wir mit unserem Gepäck nach Piräus an den Hafen, um
dort Christoph, der mit der Bluestar und unseren Hunden angereist kam, die Boxen zu übergeben.
Leichter gesagt als getan. Kein Taxi transportiert Sperrgepäck! So stiegen
wir mit unserer Fracht in den öffentlichen Bus nach Piräus. Nach 1 ½ Stunden Fahrzeit kamen wir an und hievten die 2 unhandlichen Boxenstapel aus dem Bus. Jetzt mussten wir ja nur
noch die Hauptverkehrsstraße überqueren, nach rechts abbiegen und hätten schon unser Ziel erreicht. Also machten wir uns frohgemut an die Arbeit, deponierten einen Stapel an einem
Kiosk und trugen den anderen über die Straße. Wir kamen ganz schön ins Schwitzen, wie schwer doch 40 kg sein können! Das hatten wir nicht gedacht, aber wir trösteten uns,
bei der nächsten Überquerung den leichteren der zwei Stapel zu haben. Also stellten wir Stapel 1 an den Straßenrand, liefen zurück und holten Stapel 2 am Kiosk ab.
Das ging jetzt zwar etwas leichter, doch auch diesmal mussten wir richtig schnaufen. Aber es war ja jetzt
nicht mehr weit, nur noch nach rechts abbiegen und dann wären wir schon an der Anlegestelle der Bluestar. Doch wir trauten unseren Augen nicht, was war das?! Statt auf den Anleger blickten wir
auf eine große Baustelle. Das konnte doch nicht wahr sein! Wo sollte da unsere Fähre anlegen?! Petra ging jetzt erst mal zum Hafenbüro, um sich zu erkundigen und kam
niedergeschmettert zurück. Unsere Fähre legte vorn nach dem großen Cafe an.... Ich dachte mich trifft der Schlag, das waren 10 Minuten einfacher Fußweg und das mit diesen
schweren Boxen!!
Nach einer Minute Fassungslosigkeit machten wir uns an die Arbeit und schleppten
Stapel Nr. 1,
der immer schwerer zu werden schien, mit mehreren Unterbrechungen
zum Cafe. Auf unserem Rückweg entdeckte Petra einen rostigen alten Gepäckwagen in unmittelbarer Nähe, der scheinbar auf uns zu warten schien. Das musste ein Wink des Schicksals sein.
Wir schnappten uns dieses Ding und konnten so Stapel 2 viel leichter an seinen Bestimmungsort bringen. Trotzdem völlig geschafft, mit schmerzendem Rücken und längeren Armen,
bestellten wir uns einen Café frappé, den wir jedoch in Windeseile trinken mussten, da schon das Horn unserer Bluestar „Paros“ ertönte. Auf zur Anlegestelle!
Christoph fiel uns in die Arme, übergab uns unsere Hunde, Kiriakos, unser
Pet-Taxi-Fahrer stand auch schon bereit und das Verladen der Tiere konnte beginnen. So dachten wir jedenfalls, als ein Mann der Hafenpolizei auf uns zukam und alle Ausweise der Hunde sehen wollte.
So was hatte es bisher noch nie gegeben, ging denn heute alles schief? Aber nach einem kurzen Blick in die Papiere entspannte sich die Situation und wir durften wieder unserer Arbeit nachgehen. Als
alle 11 Vierbeiner samt Flugboxen bei Kiriakos im Taxi verstaut waren, halfen wir Christoph, die Leerboxen auf die Fähre zu bringen und verabschiedeten uns von ihm. Da Kiriakos schon mit den
Hunden unterwegs zum Flughafen war, riefen wir uns ein Taxi und fuhren im Eiltempo hinterher.
Dort angekommen, mussten Gepäckwagen organisiert, Boxen aufgebaut, Hunde
getränkt und Gassi geführt werden. Alles wieder unter enormen Zeitdruck, da die Zeit zum Einchecken schon wieder drängte. Mit 3 großen Boxen und einer kleinen Pet-Tasche
begaben wir uns an den Lufthansaschalter. Dort erkannte uns das Personal von früheren Transporten und checkte uns auch gleich ohne Ticket ein, während wir unsere 2 letzten Boxen von der
Hundewiese heraufholten. Jetzt wurde unsere Fracht vermessen, gewogen, die Boxen durchleuchtet und schließlich eingecheckt. Als Julie, Johnny, Ina, Didi, Dina, Ciju, Bob, Bambi, Lisa und
Polly auf dem Weg in den Frachtraum waren, machten wir uns mit Carlito, unserem kleinen Patienten, selber auf zu unserem Gate. Sobald wir seine Tasche abstellten, ging ein Gekläffe und
Gewinsel los, setzte man sich mit ihm wieder in Bewegung kehrte Ruhe ein. Petra und ich kamen zu der Überzeugung, dass Carlito auf einem Schiff gelebt haben musste. Das konnte ja lustig werden
- mit Carlito an Bord einer Lufthansamaschine! Aber es half ja nichts, da mussten wir jetzt durch. Als wir in der Maschine unsere Plätze eingenommen hatten, stellten wir ihn zwischen unseren
Sitzen auf den Boden und schaukelten ihn wie ein Baby hin und her. Nach anfänglichem Protest beruhigte sich der kleine Mann und schlief zum Glück tief und fest, bis wir in München
landeten.
Die Abholung der 10 Hunde am Sperrgepäckschalter war problemlos, alle wohlauf.
Carmen, Silvia und Uli hielten vor Ort die Stellung und hatten bereits die Formalitäten mit den Adoptiveltern geregelt. Sie warteten mit 28 neuen Besitzern, Kindern, Familienangehörigen
und Bekannten, die teilweise einige 100 km extra angereist waren, sehnsüchtig auf ihre Fellnasen. Schon bald konnten wir sie den glücklichen neuen Besitzern übergeben. Es war eine
große Freude und 10 unserer Hunde durften noch an diesem Abend in ihr neues Zuhause einziehen. Nach 17 Stunden Dauereinsatz waren Petra und ich sehr froh,
dass dieser Tag erfolgreich zu Ende ging. Valentinstag einmal anders….
Claudia + Petra
PS: Der nächste Tag war vom Boxenschleppen gezeichnet. Vor lauter Muskelkater konnten wir uns nicht mehr rühren. Carlito unser kleiner Mann ist inzwischen operiert und wartet bei Silvia,
seiner Pflegestelle, auf ein neues Zuhause!!